Sie wollen Zugs Probleme lösen
An einer Podiumsdiskussion präsentierten die sechs Regierungsratskandidatinnen und -kandidaten ihre Lösungsansätze für die drängendsten Themen.

Am 15. Juni wählen die Zugerinnen und Zuger ein neues Mitglied in die Regierung. Genau zwei Monate vorher, am Abend des 15. Aprils, trafen die sechs Kandidatinnen und Kandidaten an einer Podiumsdiskussion im Burgbachsaal in Zug aufeinander: Carina Brüngger (FDP/Steinhausen), Andreas Hausheer (Mitte/Steinhausen), Andreas Lustenberger (ALG/Baar), Stefan Thöni (Parat/Steinhausen), Andy Villiger (parteilos/Risch) und Tabea Estermann (GLP/Zug). Letztere hat den Anlass initiiert und organisiert, durch das Podium führte Rahel Hug, Chefredaktorin der Zuger Zeitung.
Das erste Thema des Abends: die explodierenden Gesundheitskosten. Wahrscheinlich wird das künftige Regierungsratsmitglied die Gesundheitsdirektion übernehmen. Kantonsrat Lustenberger, der seit mehreren Jahren Mitglied der Geschäftsleitung von Caritas Schweiz ist, setzt auf den Ausbau der Prämienverbilligungen als «gezieltes Mittel zur Unterstützung von Familien und älteren Menschen». Carina Brüngger, Kantonsrätin und Geschäftsführerin der Spitex Kanton Zug, favorisiert die Optimierung der Prozesse im Gesundheitswesen. «Am Ende geht es um Effizienz», betonte sie. Für den Informatiker Villiger hingegen sind Prävention und Aufklärung zentral: «Wenn man da Geld investiert, sparen wir nachhaltig.» Informatikingenieur Thöni schlug vor, dass der Kanton Hausarztpraxen eröffnen und Ärzte anstellen soll.
Bereits beschlossen ist die temporäre Senkung der Krankenkassenprämien in den Jahren 2026 und 2027 zur Entlastung der Zuger Bevölkerung. Die Runde sah das aber nicht nur positiv. Hausheer und Estermann betonten, wie wichtig es sei, den Prämienschock nach Ende der Massnahme abzufedern. Hausheer, Finanzplanungsexperte und Gemeindepräsident von Steinhausen, sprach von einem «politisch heiklen Thema», das auf den künftigen Gesundheitschef warte: «Man kann das den Leuten nicht mehr wegnehmen.»
Kantonsrätin und Wirtschaftsprüferin Estermann lobte zwar den «schlauen Mechanismus», der bewirke, dass alle etwa gleich stark von der Entlastung profitieren würden, hielt aber fest: «Die Kosten im Gesundheitswesen müssen wir so oder so senken.» Darauf pochte auch Brüngger. Sie befürchtet, dass die Massnahme Erwartungen schüre und letztlich die Kosten in die Höhe treibe. «Es ist ein völlig falscher Anreiz.»
Ungewöhnliche Ideen gegen die Wohnungskrise
Keine politische Diskussion in Zug ohne das Thema Wohnungsnot: Wie würden die Kandidatinnen und Kandidaten das Problem angehen? Ob die Massnahmen der «Wohnpolitischen Strategie 2030» ausreichen, daran schieden sich die Geister. Lustenberger sprach von einem «zahnlosen Papiertiger». Für ihn liegt die Lösung des Problems unter anderem bei Wohnbaugenossenschaften, die günstigen Wohnraum schaffen sollen. Von bürgerlicher Seite hingegen wurde das Papier verteidigt. Hausheer: «Alles in den Boden zu reden, ist nicht fair. Man muss den Massnahmen auch eine Chance geben.»
Ungewöhnliche Vorschläge kamen von den politischen Aussenseitern der Runde. Thöni würde die Finanzinvestoren vertreiben. Damit, so seine Hoffnung, wäre ein grosser Teil des Problems gelöst. Villiger, der von sich sagt, er kandidiere primär als Gesundheitsdirektor, schlug mit einem Augenzwinkern vor, das Oberfreiamt zu annektieren. «Dort hat es noch günstiges Bauland.»
Doch wer hat überhaupt Anspruch auf einen Sitz im Regierungsrat? Die Linke ist seit 2018 nicht mehr in der Exekutive vertreten. Für Lustenberger ist klar: Gemischte Teams funktionieren besser, seine Kandidatur bezeichnet er denn auch als «Angebot von linker Seite». Für Brüngger hingegen – mit ihrer Wahl hätte die FDP drei Sitze in der Regierung – geht es am Ende um die Fähigkeiten: «Es sollen kompetente Leute aufgestellt werden.» Und Andreas Hausheer, mit dem die Mitte ihren dritten Sitz verteidigen will, argumentiert: Die Mitte-Regierungsräte seien in der Vergangenheit mit «sehr gutem Resultat» gewählt worden. «Es ist aus Sicht der Mitte darum nur richtig, dass wir wieder mit einer Kandidatur kommen.»
Das letzte Wort hat die Bevölkerung. Klar ist aber bereits jetzt: Die Zugerinnen und Zuger haben eine wirkliche Wahl, bieten die Kandidierenden doch ganz unterschiedliche Lösungen für die drängenden Probleme im Kanton.
Bericht der Zuger Zeitung
