Während Erdölländer unermüdlich nach neuen Quellen bohren, arbeiten wir in der Schweiz regelmässig an unserem einzigen und wichtigsten Rohstoff: der Bildung. In der kommenden Kantonsratssitzung stehen gleich mehrere zentrale Bildungsfragen auf der Traktandenliste: Qualitätssicherung an der Kantonsschule, der Umgang mit Handys im Schulalltag sowie der Zeitpunkt für den Beginn des Fremdsprachenunterrichts.
Dabei besteht immer das Risiko, sich in ideologischen Grabenkämpfen oder Detailfragen zu verlieren. Deshalb halte ich mich als freisinnige Politikerin an ein paar einfache, aber tragfähige Grundsätze.
Schule soll aufs Leben vorbereiten. Lesen, Schreiben und Rechnen sind die Grundkompetenzen – sie gehören an den Anfang. Erst wenn diese solide sitzen, ist der Weg frei für weitere Lernziele, etwa die Fremdsprachen. Die praktische Erfahrung zeigt, dass wir hier die Ziele noch nicht erreichen. Vielleicht müssen wir den Sprachunterricht verbessern und verstärken. Oder es zeigt sich als notwendig, den Fremdsprachenunterricht wieder auf die Oberstufe zu verlegen. Wenn die wissenschaftlichen Daten das belegen, sollten wir bereit sein, den Lehrplan entsprechend zu überarbeiten.
Föderalismus ernst nehmen. Entscheidungen sollen dort getroffen werden, wo die Fachkenntnisse vorhanden sind und die Konsequenzen spürbar werden – in den Schulen selbst. Lehrpersonen brauchen Spielraum und Vertrauen. Das gilt auch für den Umgang mit Smartphones: Statt kantonsweit starrer Regeln sollten die Schulen selbst festlegen dürfen, wie sie damit umgehen.
Freiheit und Verantwortung gehören zusammen. Schülerinnen und Schüler sollen lernen, Verantwortung zu übernehmen – für sich selbst und ihr Umfeld. Aber auch die Schulen selbst stehen in der Pflicht: Wer Freiheit beansprucht, muss sich auch messen lassen. Angesichts der zentralen Rolle der Schule für unsere Zukunft, und angesichts der hohen öffentlichen Ausgaben für das Bildungssystem, ist eine ehrliche Evaluation unerlässlich – für Lehrpersonen genauso wie für die Institutionen.
Bildung schafft Zusammenhalt. Unsere Volksschule ist nicht nur ein Ort des Lernens, sondern auch ein sozialer Raum. Hier treffen Kinder aus unterschiedlichen Lebenswelten aufeinander – das fördert Verständnis und Integration. Besonders bei Kindern aus anderen Kulturen ist die Schule ein Ort, an dem sie unsere Werte kennenlernen und ein Heimatgefühl entwickeln können.
Und schliesslich muss die Rollenverteilung klar sein. Immer wieder kommt es zu Reibungen zwischen Schule und Elternhaus. Beide Seiten wollen das Beste für das Kind, haben aber unterschiedliche Blickwinkel. Hier braucht es vor allem Dialog und gegenseitiges Verständnis – nicht Anwälte und Eskalation.
Nein, das ist nicht revolutionär, auch nicht spektakulär. Aber es ist pragmatisch. Und es ist Ausdruck von gesundem Menschenverstand – gewürzt mit einer Prise Freiheit und Selbstverantwortung.
